Turner Lasse Gauch: Abschied vom Leistungssport

Lasse Gauch beim Markelov-Flugteil am Reck bei den deutschen Meisterschaften 2022 in Berlin
Lasse Gauch beim Markelov-Flugteil am Reck bei den deutschen Meisterschaften 2022 in Berlin Foto: Claus Köhler

KRONSHAGEN. Männer-Turner Lasse Gauch (TSV Kronshagen) hat kurz nach seinen siebten deutschen Meisterschaften (DM) den baldigen Rückzug vom Leistungssport angekündigt. „Ich werde mich nun um meine Bachelor-Arbeit kümmern und nur noch in der 2. Bundesliga für die TSG Grünstadt turnen“, sagte der 28-jährige, der in Köln Sportmanagement studiert.

Lasse mit seinem Bruder und Betreuer Thore Gauch bei den deutschen Meisterschaften in Berlin
Lasse mit seinem Bruder und Betreuer Thore Gauch bei den deutschen Meisterschaften in Berlin
Foto: Claus Köhler

Mit Lasse Gauch beendet einer der erfolgreichsten Athleten des Schleswig-Holsteinischen Turn-Verbandes (SHTV) seine über 20-jährige Karriere. Eine lange Familien-Tradition geht dem voraus: zum einen turnte sein Vater Thomas in den 1970er Jahren erfolgreich für den TSV Kronshagen in der Regionalliga. Zum anderen war Lasses 1979 verstorbener Großvater Rudolf Gauch bereits in den 1940er Jahren mehrfacher deutscher Meister und gehörte 1952 zum Olympia-Team für Helsinki. Als späterer SHTV-Kunstturnwart und Gerätturn-Dozent an der Uni Kiel ist „Rudi“ Gauch Namensgeber des 1991 im Winterbeker Weg eröffneten Landesleistungszentrums. Eben dort wurde im Jahr 2000 der sechsjährige Lasse dem damaligen SHTV-Trainer Dietmar Popp vorgestellt, bei dem auch sein älterer Bruder Thore Gauch und die Cousins Lars und Jan Wethgrube turnten.

Über 15 Jahre lang wurde Lasse von Popp in bis zu 18 Wochen-Trainingsstunden ausgebildet, meisterte neben den schwierigen Pflicht-Übungen des DTB an den sechs Geräten auch die Kür und kämpfte gegen die körperlichen Hürden der Pubertät. Wenngleich er den Bundeskader nie erreichte, belohnte sich Lasse bei zwei deutschen Jugend-Meisterschaften mit einer Bronze- und einer Silbermedaille am Boden, 2012 gewann er mit dem Junioren-Team des SHTV den Deutschlandpokal. Seit 2013 turnt Lasse in der Männerklasse und in der Bundesliga. Viermal wurde er Landesmeister, und seine sieben DM-Teilnahmen suchen in der SHTV-Geschichte ihresgleichen. Im Jahr 2015 erreichte Lasse mit dem 15. Platz sein bestes DM-Ergebnis im Mehrkampf und schrammte als Vierter am Boden nur knapp an einer Medaille vorbei. 2016 knüpfte er an diese Leistungen an (19. im Mehrkampf, 5. am Boden).

An sein größtes sportliches Erlebnis denkt Lasse gern zurück: Ende 2018 wurde er deutscher Mannschaftsmeister, als er mit der Riege der KTV Obere Lahn das Finale der 1. Bundesliga gewann. Im hessischen Team stand damals auch der spätere Silber-Medaillengewinner der Olympischen Spiele von Tokio, Lukas Dauser. Im Juni 2019 siegte Lasse mit der Mannschaft der Deutschen Sporthochschule Köln bei den nationalen Uni-Meisterschaften, sechs Wochen später folgte der sportliche Tiefpunkt: Lasse zog sich bei den DM in Berlin am letzten Gerät Boden einen Bänderriss zu und musste aufgeben.

„Mit einer Verletzung sollte meine Turner-Laufbahn nicht enden. Dann kam Corona, und ich konnte zwei Jahre lang kaum trainieren, weil die Halle in Köln gesperrt war“, erzählte Lasse. „Ich

wollte aber unbedingt noch einmal gegen die professionellen Nationalmannschafts-Turner aus den Stützpunkten antreten und die DM 2022 in der Berliner Max-Schmeling-Halle turnen.“ Dort belegte der 28-jährige nach sechs Kür-Übungen Platz 24 unter 35 Turnern und resümierte zufrieden: „Es war sicherlich nicht mein bester Auftritt, aber es hat trotzdem riesig Spaß gemacht, mit den Jungs noch einmal in einer solchen Halle zu turnen. Besonders der Einlauf und die National-Hymne waren all den Stress im Vorfeld wert. Außerdem werde ich nie vergessen, dass ich dieses Erlebnis mit meinem Bruder Thore teilen durfte, der mich in Berlin während meines letzten ganz großen Wettkampfes betreut hat.“ jö